Warum meine Generation endlich erwachsen werden muss
Wohin man auch schaut, ob in die Vereinigten Staaten, nach Israel oder auch nur in unsere EU-Nachbarländer, überall herrscht das gleiche Bild: Seit Beginn der Finanzkrise sind es gerade die Jungen – Studenten, junge Arbeiter, Angestellte oder Arbeitslose –, die gegen die neoliberale Politik der politischen und wirtschaftlichen Eliten auf die Straße gehen. Anders in Deutschland: Hier ist der Protest, im Gegensatz zu Frankreich, England, Spanien oder Griechenland, vor allem die Sache der Älteren – und nicht der meiner Generation. Selbst am 15. Oktober, dem weltweiten Aktionstag der Occupy-Wall-Street-Bewegung, ist der Funke nicht auf uns übergesprungen.
Wut ist nicht unser Ding. Meine Generation ist in ihrer Grundhaltung gegenüber den großen Themen des Lebens hilflos, überfordert, in Anspruchsdenken gefangen. Und resigniert in einem Maße, das sich durch keine Erfahrung rechtfertigt, die ein durchschnittliches Bürgerkind in Deutschland in den letzten 30 Jahren machen konnte. Doch wer heute Mitte 20 bis Mitte 30 ist, sollte nicht hoffen, dass noch irgendetwas passieren wird, das ihm endlich das Gefühl gibt, ein mündiges Mitglied der Gesellschaft zu sein. Wer in diesem Alter noch darauf wartet, dass sich ein bestimmter „erwachsener“ Gefühlszustand einstellt, am besten mit bestimmten „erwachsenen“ materiellen Umständen einhergehend, der kann lange warten.