Im Internet kursieren derzeit drei Entwürfe einer indischen Werbekampagne für den neuen Kleinwagen Ford Figo. Unter dem Motto „Leave your worries behind“ ist eine Karikatur des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi mit drei halbnackten, gefesselten und geknebelten Frauen im Kofferraum zu sehen. Ein fast identisches Motiv zeigt Paris Hilton mit drei verschnürten Konkurrentinnen, auf einer dritten Zeichnung hat Michael Schumacher seine Rivalen eingepackt.
Die Entwürfe wurden von Ford nicht freigegeben, doch seit sie im Netz sind, ist die Aufregung groß. Wie konnte die Agentur JWT India, Ableger einer weltweit angesehenen Werbefirma, überhaupt auf diese geschmacklose Idee kommen? Gerade in Indien, wo viele Menschen noch unter dem Schock der brutalen Gruppenvergewaltigung im Dezember stehen, an deren Folgen eine 23-jährige Studentin starb. Und wo Mitte März eine Schweizer Touristin vor den Augen ihres Mannes von fünf Männern vergewaltigt wurde.
Ford India und JWT India haben sich mittlerweile entschuldigt und von den Zeichnungen distanziert, die nur aus dem Mist Einzelner entstanden seien. Die Bilder kleben aber trotzdem an den Firmen. Der Fall belegt, dass auch Werbung nicht alles darf – und dass die Idee, Aufmerksamkeit um jeden Preis zu erregen, sehr wohl dem Absender schaden kann. Er zeigt aber vor allem, wie tief die oft zitierte rape culture in Indien verankert ist. Denn wer immer sich das auch ausdachte, setzte dabei eins voraus: dass es auch jemand gibt, der das witzig findet.